Inzwischen ist es Ende Februar 2019. Gleich wird die erste MRT von meinen Brüsten gemacht. Ich musste lange auf den Termin warten, da diese Untersuchung nur zu einem bestimmten Zeitpunkt im Menstruationszyklus gemacht werden kann. Sonst würde das Kontrastmittel, das mir dabei gespritzt wird, auch vom Drüsengewebe aufgenommen werden und es wäre nichts auf den Bildern erkennbar.
Jetzt sitze ich hier im Wartezimmer und bin aufgeregt, ich lag noch nie in dieser Röhre. Ich werde aufgerufen und soll meinen Oberkörper frei machen. Es ist anstrengend so zu tun, als wäre es ganz selbstverständlich, sich vor wildfremden Menschen auszuziehen, ohne sich unwohl zu fühlen. Während ich mich auf die Liege lege, werden von zwei Frauen meine Brüste so positioniert, dass sie optimal durch zwei Löcher in der Liege hängen und leicht fixiert werden können. Unangenehm. Hoffentlich begegne ich diesen Frauen niemals außerhalb dieser Räume hier. Die Liege wird in die Röhre gefahren, ich darf mich 20 Minuten lang nicht bewegen und beame mich gedanklich weit weg ans Meer.
Mein Handy klingelt und ich erkenne die Nummer der Klinik. Die Ärztin selbst ruft an. Das ist ungewöhnlich und mein Herz schlägt sofort schneller. Ich werde mit der Nachricht überrumpelt, dass man auf den MRT-Bildern unzählige kleine auffällige Punkte, verteilt in der gesamten linken Brust, sehen kann. Auch rechts findet man ein paar davon. Nun soll ich aber keine Panik bekommen, weiterhin sehen die Auffälligkeiten nicht bösartig aus.
Ein paar Tage später sitze ich der Ärztin im Behandlungsraum gegenüber und schaue selbst auf die Bilder. Sie erklärt mir, dass die ganzen Punkte, die man da erkennen kann, aussehen wie Papillome. Das seien gutartige Gewebeveränderungen in meinen Milchgängen, die eben diese Sekretion verursachen können. An sich ungefährlich, aber die Zellen können sich im Laufe der Zeit verändern und das Risiko für bösartige Tumore steigern. Man sollte das also operieren und diese Papillome entfernen.
Um das bei mir machen zu können, muss diese Vermutung allerdings noch bewiesen werden und so macht die Ärztin die nächste ultraschallgesteuerte Stanzbiopsie mithilfe der MRT-Bilder. Sie nimmt viele kleine Proben und ist zuversichtlich, dass diesmal das Labor etwas finden wird. Auf den Aufnahmen sieht man, dass sie mit der Nadel genau die Punkte getroffen hat.
Mir fällt es schwer, keine Panik zu bekommen. Ja, das Zeug soll gutartig sein, aber trotzdem ist meine ganze Brust damit voll. Warum konnte man das nicht bei den Ultraschalluntersuchungen sehen? Warum wurde diese MRT nicht schon viel früher gemacht und warum haben all die Probeentnahmen nichts ergeben? Selbst wenn jetzt endlich festgestellt wird, dass es Papillome sind, weiß trotzdem noch niemand, wie genau man jedes einzelne finden und entfernen kann. Ich habe zu viele Fragezeichen im Kopf und alles fühlt sich so aussichtslos an. Zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass man meine Brust doch einfach ab operieren soll. Das Problem wäre einfach weg. Kein Bluten mehr, keine Schmerzen mehr, keine endlosen Untersuchungen ohne Ergebnisse mehr. Ich habe keine Lust mehr auf das alles.
Das Ergebnis der letzten Biopsie ist da. Drei Mal dürft ihr raten: kein fucking Befund.
Ich erzähle ihr von meinen Gedanken und sie hält mich für ein bisschen verrückt. Das wäre eine sehr radikale Entscheidung und die Konsequenzen stünden in keinem Verhältnis zu den Beschwerden und sie geht nach wie vor davon aus, dass die Ursache eine gutartige ist.
Sie
hat eine neue Idee, wie wir herausfinden können, was los ist. Eine
MRT-gesteuerte Vakuumbiopsie. Das sei sehr aufwendig und wird nur selten
gemacht. Ein ziemlich neues Verfahren. Wenn das nicht funktioniert, sind alle
Möglichkeiten ausgeschöpft.