Mai
2019. Ich habe Angst vor morgen. Die nächste Untersuchung steht an: eine
MRT-gesteuerte Vakuumbiopsie inklusive Clipeinlage. Meine Ärztin hat mir ganz genau erklärt, wie
alles abläuft.
Ich werde, wie bei der letzten MRT, in Bauchlage auf dieser Liege liegen, nur diesmal viel länger. Ein Gitter fixiert meine durch ein Loch hängende Brust und soll bei der Orientierung helfen. Die Ärzte können dann auf den Bildern planen wo sie schneiden und wie tief sie in die Brust müssen usw. und die Stelle so am Gitter wiederfinden. Zuerst wird Kontrastmittel gespritzt und die ersten Aufnahmen gemacht. Nach und nach werden drei Clips, also kleine Titanringe, an die Stellen gesetzt, wo die meisten Auffälligkeiten auf den Bildern zu sehen sind. Von dem größten Bereich wird eine Gewebeprobe genommen. Mit einer Nadel, die ungefähr so dick ist, wie ein Kugelschreiber. Natürlich alles örtlich betäubt. Aber eben so wenig wie möglich. Das heißt, es kann sein, dass ich etwas spüre. Aber ich habe ja einen Mund, ich kann mich ja beschweren, wenn etwas ist. Nur bewegen darf ich mich nicht. Sonst ist alles umsonst gewesen und muss wieder von vorne gemacht werden. Es geht hier um Millimeter. Verstehe ich natürlich, aber das baut ganz schön Druck auf.
Was ist, wenn ich mich ausversehen bewege, wenn mein Arm einschläft, ich niesen oder auf Toilette muss? Wenn ich auf einmal Platzangst und Panik bekomme?
Diese Fragen und Gedanken schwirren mir seit Wochen durch den Kopf. Ich musste super lange auf den Termin warten, weil der richtige Zeitpunkt meiner Periode mit dem Dienstplan der ganzen Ärzte und Helfer, die bei der Untersuchung dabei sein werden, übereinstimmen muss. Außerdem können die MRT-Räume nur dienstags für so eine Behandlung geblockt werden. Es war ein ewiges Hin und Her, bis der Termin gefunden wurde und fast hätte sich meine Periode verschoben und dann hätte wieder alles neu geplant werden müssen. AAAAAH.
Doch morgen ist es endlich soweit. Wenn das nicht die letzte Möglichkeit wäre, um endlich herausfinden zu können, warum seit über einem Jahr Blut aus meiner Brustwarze kommt und meine Brust so schmerzt, würde ich die Untersuchung nicht machen. Dieser Stress in meinem Kopf ist es die Sache bald nicht mehr wert.
"Sie können sich jetzt ganz langsam aufrichten, wir sind fertig. Sie haben das ganz toll gemacht!" Ich habe selten so eine Erleichterung gespürt. Endlich darf ich mich bewegen. Ich bin völlig neben der Spur und habe keine Ahnung wie lange ich da jetzt lag. Alles was ich weiß ist, dass ich mich nicht erinnern kann, wann ich einmal solche Schmerzen gespürt habe. Allerdings nicht an meiner Brust selbst, wie ich es erwartet habe, sondern an meinem Brustbein. Mit der Zeit wurde meine Liegeposition einfach unangenehm und ich hatte das Gefühl, als würde mein gesamtes Gewicht auf mein Brustbein drücken. Und dadurch, dass ich mich nicht bewegen durfte, konnte ich nichts dagegen tun. Ich musste es einfach ertragen. Ich habe versucht, meine Fingernägel in meine Faust zu bohren, um den Schmerz woanders hinzulenken, aber das hat leider nicht geholfen. Doch jetzt ist es vorbei. Ich habe es endlich geschafft. YES!
Ich darf langsam aufstehen und werde zu meiner Mama in einen Nebenraum gebracht, um mich gemütlich wieder hinlegen zu können. Von ihr erfahre ich, dass die Untersuchung über zwei Stunden gedauert hat. Krass.
Meine Ärztin kommt zu uns und berichtet, dass alles sehr gut gelaufen sei. Zur Beobachtung soll ich noch ein bisschen liegen bleiben. Eine Stunde später kann ich mit drei riesigen Pflastern auf der Brust nach Hause gehen. In neun Tagen sind die Besprechungstermine.